Leo XIV: Die Stunde der Liebe

Johannes Wieczorek

Leo XIV.: Die Stunde der Liebe

Mit einem Gottesdienst wurde heute Papst Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt. Mit Leo XIV. hat die katholische Kirche zum ersten Mal einen US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Der neue Papst zeigte sich beim heutigen Gottesdienst sichtlich gerührt und war zeitweise den Tränen nahe: „Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens machen möchte.“

Liebe, Einheit und Friede

In seiner Predigt bezog sich der Papst auf das Evangelium, in dem Jesus Petrus dreimal fragt, ob dieser ihn liebe, und auf den damit verbundenen Aufruf an Petrus: „Weide meine Schafe.“ Papst Leo XIV.: 

„Wie kann Petrus diese Aufgabe erfüllen? Das Evangelium sagt uns, dass dies nur möglich ist, weil er in seinem Leben die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes erfahren hat, auch in der Stunde des Versagens und der Verleugnung. Deshalb verwendet das Evangelium, als Jesus sich an Petrus wendet, das griechische Verb agapao, das die Liebe Gottes zu uns bezeichnet, seine vorbehaltlose und selbstlose Hingabe, im Gegensatz zu dem Verb, das für die Antwort des Petrus verwendet wird, welches die Freundesliebe meint, die wir einander entgegenbringen.

Als Jesus Petrus fragt: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« (Joh 21,16), bezieht er sich also auf die Liebe des Vaters. Es ist, als würde Jesus ihm sagen: Nur wenn du diese Liebe Gottes, die niemals versiegt, erkannt und erfahren hast, kannst du meine Lämmer weiden; nur in der Liebe Gottes, des Vaters, kannst du deine Brüder mit jenem „Mehr“ lieben, das darin besteht, dein Leben für deine Brüder und Schwestern hinzugeben.“, so Papst Leo XIV.

Die Liebe als Dreh- und Angelpunkt. Die Liebe als Berufung eines jeden Menschen – eine Berufung, die wir umso mehr leben und erleben dürfen, je tiefer wir in der Beziehung zu Gott wachsen und seine Liebe in unserem ganz persönlichen Leben erkennen und erfahren. Aus diesem Verständnis heraus formuliert Leo XIV. seinen Dienst: „Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.“

Auch die Notwendigkeit, eine missionarische und synodale Kirche zu sein und sich nicht als Gruppe von der Welt zu verschließen, betonte Leo XIV. Die Berufung des Christen sei es, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen, damit wir zu einer wahren Einheit gelangen – einer Einheit, die nicht einfach Unterschiede aufhebt, sondern vielmehr zur Geltung bringt.

Bereits in seiner Ansprache direkt nach der Wahl zum Papst vor zehntausend Menschen auf dem Petersplatz formulierte Leo XIV.: „Wir sind alle in Gottes Hand. Deshalb lasst uns ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander vereint, voranschreiten. Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voraus. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke zu Gott und seiner Liebe.“

Mission nicht als Selbstzweck

Christen sind daher aufgerufen, auf vielfältige Weise Zeugnis von der Liebe Gottes zu jedem Menschen zu geben. Denn wie ein Sprichwort sagt: Gott ruft nicht die Fähigen, sondern er befähigt die Gerufenen. Dabei geht es nicht um einen Selbstzweck – Mission bedeutet nicht, Werbung für die Kirche zu machen. Vielmehr sind Christen dazu berufen, den Menschen Gott und seine Liebe zu bringen.

Papst Leo XIV. betonte in seiner ersten Predigt nach seiner Wahl: „Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, das heißt der einzige Erlöser. Er offenbart das Antlitz des Vaters.“

Und wir dürfen Zeugen dieser Liebe sein.



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Vollständige Predigten unter https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/homilies/2025.index.html
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