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Das Kreuz: Ernstfall der Liebe

Dominik Arnold

Das Kreuz: Ernstfall der Liebe

Am Kreuz vollzieht sich der Ehebund zwischen Jesus und seiner Kirche
Am Gründonnerstag haben wir gehört, dass Jesus die Seinen in der Welt „bis ans Ende“ liebte (Joh 13). Am Karfreitag sehen wir, was das bedeutet. Die Geschichte der Passion ist voller Verrat, Verleugnung und Verlassenheit. Doch Jesus bleibt treu in seiner Hingabe bis ans Kreuz, als sogar viele Jünger weglaufen.

Als letztes Wort am Kreuz ruft er aus: „Es ist vollbracht.“ Lateinisch: „Consummatum est.“ Es ist das gleiche wie bei einer vollzogenen Ehe, der gegenseitigen Hingabe von Mann und Frau aneinander. Genau das sollen wir am Kreuz sehen. Dies ist Jesus, der Bräutigam, der sein Leben für seine Braut, die Kirche, hingibt. 
Die ganze Heilige Schrift, von Anfang der Schöpfungsgeschichte bis zum Ende im Buch der Offenbarung bei der Hochzeit des Lammes ist eine göttliche Liebesgeschichte, bei der es darum geht: Gott schließt mit seinem Volk einen Bund der Ehe. Gott will uns heiraten.

Jesus, der Bräutigam
Vielleicht fragen Sie sich: Eine Hochzeit verbinden wir mit Freude – wie geht das mit der brutalen Kreuzigung und der Trauer des Todes zusammen? 
Das Kreuz zeigt die Leidenschaft Gottes, die Hingabe aus Liebe im Ernstfall. 
Es ist Jesus selber, besonders der Evangelist Johannes, Kirchenväter und Päpste, die diese Verbindung belegen. Es wird auch besonders deutlich, wenn man es mit dem Ritus einer damaligen jüdischen Hochzeit vergleicht, wie dies Brant Pitre in seinem Buch „Jesus the bridegroom“ aufzeigt.
Im Evangelium nach Johannes, aus dem wir am Gründonnerstag die Passion gehört haben, hat Jesus sein erstes Wunder bei der Hochzeit von Kana getan. Maria war diejenige, die Jesus, den Bräutigam, um den Wein der Erlösung bittet (Johannes 2:1-11), wie es bei einer jüdischen Hochzeit üblich war. Damals sagte er zu seiner Mutter: Frau, meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Am Kreuz ist diese, seine Stunde da. Als ihm selbst am Kreuz dürstet, bekommt er nur Essig – sauren Wein. Er aber gibt alles. Als seine Seite geöffnet wird, durch den Speer des Soldaten, fließen Wasser und Blut heraus. Am Kreuz gibt Jesus den wahren Hochzeitswein, nämlich sein Blut als Zeichen des Neuen Ehe-Bundes. In der ersten Ehe wurde aus Adams Seite die erste Braut, Eva, geschaffen. In der neuen und ewigen Ehe entsteht aus der Seite Jesu die neue Braut, die Kirche. Am Kreuz werden der Kirche zwei Hochzeitsgeschenke geschenkt: das lebendige Wasser des Heiligen Geistes in der Taufe und das lebens-spendende Blut Jesu in der Eucharistie. 

Es war Brauch, dass der jüdische Bräutigam an seinem Hochzeitstag eine Krone trug. Die Hochzeitskrone Jesu ist eine Dornenkrone. Es war auch Brauch, dass der jüdische Bräutigam am Tag seiner Hochzeit wie ein Priester gekleidet war und ein nahtloses Gewand trug. Wir haben in der Passion gehört, wie die Soldaten das Los um sein nahtloses Gewand werfen. Jesus ist der Hohepriester, der am Kreuz das Hochzeitsopfer seines eigenen Fleisches und Blutes darbringt, durch das Gott mit seinem Volk in einem neuen und ewigen Bund vereint wird. Der Hl. Augustinus schreibt: Wie ein Bräutigam kam Christus zum Ehebett am Kreuz, und durch das Aufsteigen auf das Kreuz hat er seine Ehe vollzogen … und hat sich für ewig mit seiner Braut vereinigt. (Hl. Augustinus, Sermo Suppositus 120/Anm. eigene Übersetzung)

Jesus selber hat den Tag seiner Passion und seines Todes auch implizit als seinen Hochzeitstag verstanden. Er tut dies, indem er von der kommenden Zeit spricht, „wenn ihnen der Bräutigam weggenommen wird“ und wie sie an diesem Tag fasten werden (vgl. Markus 2,20). Papst Benedikt schreibt:
„In [Jesus] werden Gott und Mensch auf unerwartete Weise eins, werden zu einer ‚Ehe‘, obwohl diese Ehe – wie Jesus später betont – durch das Kreuz geht, durch die ‚Entfernung‘ des Bräutigams.“ (Jesus of Nazareth, Tome 1, p. 252, Anm. eigene Übersetzung)

Das Kreuz: Instrument der Liebe Gottes
Obwohl es heute, wie ein trauriger Tag aussieht, wissen wir, dass das Leben Jesu auf Golgatha nicht endet. Seine Liebe zu uns stirbt nicht, sie wird vielmehr vollendet.

In der Kreuzverehrung am Karfreitag sind wir eingeladen auf seine Liebe zu antworten. So wie damals die Frauen, wie eine Maria Magdalena, wie die Mutter Jesu, wie der Lieblingsjünger, der an Jesu Herzen ruhte.
Zeigen wir z.B. durch Kniebeuge unsere Ehrerbietung: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.
Schauen wir auf das Kreuz. Lassen wir Jesus zu uns sprechen. Und sagen wir ihm, dem Bräutigam unserer Seele: Jesus ich liebe dich. 


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Beitrag inspiriert vom Buch 
Pitre Brant, Jesus the Bridegroom: The Greatest Love Story Ever Told, 
Penguin Random House LLC, 2018
Weitere Quellen:
https://www.shawnthebaptist.org/2018/03/homily-375-it-is-consummated-good-friday/
https://stpaulcenter.com/fasting-on-fridays-and-the-passion-of-jesus-the-bridegroom/



Anmerkung der Redaktion:

Der vorliegende Beitrag ist von Pfarrvikar Dominik Arnold, tätig im Pfarrverband Vier Heilige in München, Trudering-Riem. Wir danken Pfarrvikar Dominik Arnold für die Möglichkeit seine Gedanken zum Thema Liebe und Kreuz veröffentlichen zu dürfen.


Der Autor

Dominik Arnold (*1980 in Würzburg) ist in dem kleinen Dorf Wiesenfeld aufgewachsen in einer vierköpfigen Familie. Arnold studierte zunächst  Maschinenbau. Nach einem propädeutischen Studienjahr im Rahmen der Gemeinschaft Emmanuel (GE) in Belgien trat er ins Priesterseminar München ein. 2012 wurde Arnold in Freising zum Priester geweiht.

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